Drei Generationen, zwei Städte, eine Heimat
Vanessa Reiß
Willkommen : Hos Geldiniz
Das ist ihre Geschichte : Bur bir hikaye
Das ist Cemile Capkin : Cemile çapkın
77 Jahre alt : 77 yaşında
Sie wohnt in Izmir, Türkei : Türkiye’de İzmir ilinde ikamet ediyor
Lieblingstier: Hund : Sevdiği hayvan: köpek
825.323
Menschen sind damals aus der Türkei nach Deutschland gekommen und eine davon war Sie: Cemile Capkin.
Am 30.10.1961 beschloss die Bundesrepublik Deutschland und die Türkei ein Anwerbeabkommen, dass die sogenannte Gastarbeiter aus der Türkei für eine gewisse Zeit in Deutschland arbeiten dürfen.
Cemile - die Schöne - erinnert sich an die Zeit zurück, wie sie damals 1970 nach Deutschland
gekommen ist, um arbeiten zu können. Cemile kommt aus Izmir eine Stadt nahe der Westküste der Türkei. Als sogenannte Gastarbeiterin ist sie damals nach Gebhardshagen gezogen.Für Cemile war ihre Familie das Wichtigste und ich kenne sie als starke unabhängige intelligente Frau, die drei Söhne zur Welt gebracht hat. Cemiles Geschichte erzählt wie erfolgreiche Migration in Deutschland geschehen kann. Im Folgenden könnt ihr tiefere Einblicke in ihre Geschichte bekommen und teil haben. Die Fusion aus der Stadt Izmir und Salzgitter zeigt, dass man mehr als ein Ort als zu Hause bezeichnen kann.
1970-2003
IZMIR, TURKEY
Izmir ist eine Stadt an der türkischen Ägäisküste. In der Antike hieß die von den Griechen gegründete Stadt Smyrna. Sie wurde von den Römern übernommen und von Alexander dem Großen wieder aufgebaut, ehe sie im 15. Jahrhundert Teil des Osmanischen Reichs wurde. Zu den großen Ausgrabungsstätten gehört die römische Agora, die heute ein Freilichtmuseum ist. Die Burg Kadifekale, auch Samtburg genannt, wurde während der Herrschaft Alexanders erbaut und befindet sich auf einem Hügel über der Stadt.
GEBARDSHAGEN, GERMANY
Gebhardshagen ist einer der insgesamt 31 Stadtteile der kreisfreien Stadt Salzgitter in Niedersachsen, gelegen in der Ortschaft West. Es ist der viertgrößte Stadtteil Salzgitters und liegt in der Stadtmitte. Gebhardshagen gehörte bis zum 31. März 1942 zum Landkreis Wolfenbüttel und wurde durch einen Verwaltungsakt am 1. April 1942 ein Teil der Großstadt Watenstedt-Salzgitter. Am 23. Januar 1951 wurde diese amtlich in Salzgitter umbenannt.
Ahmet Capkin war der Mann von Cemile Capkin und ist an Weihnachten 2018 gestorben.
Cemile erinnert sich
On bir soru – elf Fragen
1. Wie sah dein Leben in den 1950er aus? Wo habt ihr gewohnt? Mit wem hast du gelebt?
Das Türkei Leben war besser bevor ich nach Deutschland gekommen bin. Ich bin oft ins Theater , Kino oder zum Friseur gegangen. Wir hatten ein soziales Leben. Ich habe zusammen mit meinen Mann und meinen drei Söhnen in Izmir in einem kleinen Haus gelebt.
2. Wie fing alles an? Wie habt ihr mitbekommen, dass ihr nach Deutschland arbeiten kommen könnt?
Es gab einige Menschen die schon nach Deutschland gegangen sind, damals in den 65er Jahren gab es kein TV und Radio, man hat sich auf die Leute verlassen, was deren Erzählungen waren. Jeder meinte das es in Deutschland gut sie, und man Arbeit bekam. Somit meinte mein Mann zu mir, dass ich nach Deutschland gehen soll und er nachkommen würde.. Mein Mann hat immer geglaubt das es in Deutschland ein besseres Leben gäbe.
3. Wann & Wie bist du nach Deutschland gekommen? Was waren deine ersten Eindrücke? Wie habt ihr Kontakt gehalten?
Ich bin am 15. September 1970 nach Deutschland gekommen und am 16. September war mein erster Arbeitstag. Ich war zunächst enttäuscht als ich angekommen war, da es in Deutschland nichts gab, was es in der Türkei gab. Sogar die Dächer waren anders, das Brot war anders und das Gemüse und Obst war anders. 15 Tage nach meiner Ankunft hatte ich meinen Mann über Brief Post geschrieben, dass er mir ein Flugticket zurück schicken soll. So hatten wir Kontakt gehalten, das hat manchmal 3 Wochen gedauert, bis ich eine Antwort erhalten habe.
„Ich hatte mir jeden Tag vorgenommen, 50 Wörter auf deutsch zu lernen. Erst die Organe, dann das Obst und dann die Wirtschaft. Mir war es wichtig eine gute Grammatik zu haben, aber ich hatte nie einen Dolmetscher.“
4. Was und Wo hattest du gearbeitet?
Ich habe bei Blaupunkt einer Fernsehfirma gearbeitet, die Radios und Fernseher bestückt.
5. Wann ist deine Familie gekommen? Wo habt ihr gelebt? Was hattet ihr für ein Haus?
Mein Mann ist am 25.01.19711 nach Deutschland gekommen. Meine Söhne sind erst 1975 nach gekommen, da wir keinen Platz für eine so große Familie hatten. Wir hatten ein Zimmer und mussten uns die Küche mit den Nachbarn teilen. Wir hatten auch kein Badezimmer, niemand hatte eins, auch die Deutschen nicht. Meine Kinder sind dennoch jeden Sommer hier her gekommen. Wir hatten damals in der Hardewegstraße in Gebhardshagen gelebt.
6. Was hast du gemacht als du dort warst? Wie lang hast du gearbeitet?
Insgesamt habe ich 24 1/2 Jahre in Deutschland gearbeitet, es war vor meinem 25. Lebensjahr. Als dann aber mein Mann in Rente gegangen ist, entschied er, dass ich nicht mehr arbeiten sollte. Er hatte damals in einer Baufirma bei der Salzgitter AG gearbeitet. Er wollte zurück in die Türkei, was mich sehr traurig gemacht hatte. Meine Kinder hatten ihre Ausbildungen bei VW und bei der Salzgitter Ag angefangen und waren sehr erfolgreich.
7. Hattest du deutsche Freunde? Wurdest du mit offenen Armen aufgenommen?
Ich hatte tolle deutsche Freunde, mit meiner deutschen Nachbarin hatte ich sehr guten Kontakt, sie hatte mir damals eine richtige Wohnung besorgt. 1979 sind wir nach Fredenberg gezogen. Damals kamen auch die Italiener nach Deutschland, welche wichtiger für die Deutschen waren, so bekamen die Italiener schneller Wohnungen als wir. Als die ersten Türken, die aus den Bergen kamen, nach Deutschland gekommen sind, wurden sie komisch angeschaut .
8. Kannst du dich an eine Situation erinnern, die du besonders toll fandest, die du nie vergessen hast?
Meine beste Erinnerung war damals, als mein Mann mich ohne etwas zu sagen überrascht hatte und nach Deutschland gekommen ist. Er hatte sich so schick angezogen mit Anzug und Krawatte.
9. Hast du ein tolles Erinnerungsstück aus Salzgitter?
Ja einige Dinge, wie zum Beispiel Geschirr und Geräte von der Firma Bosch zum Beispiel.
10. Wann und Warum seid ihr zurück in die Türkei?
Wir sind am 30. Oktober 2003 zurück in die Türkei gezogen. Jeder hat einfach die Türkei vermisst, und die Rente war zu gering. Die meisten hatten nicht die Absicht in Deutschland für immer zu bleiben. Nur die Kinder der 2. Generation sind geblieben. Ich wollte gerne bei meinen Kindern in Deutschland bleiben.
11. Wie stehst du heute zur der Stadt Salzgitter – Vermisst du es? Bist du froh das du hier her gekommen bist? Würdest du wieder hier leben wollen?
Für mich zählte es nur mit meiner Familie und meinen Kindern Zusammen zu sein. Ich war aber auch sehr glücklich darüber, dass meine Kinder in Deutschland ein tolles Leben haben, sodass ich jeden Sommer einmal zu Besuch kommen kann.
Stammbaum der Generationen:
Zwei Familien als Arbeitsmigranten
Familie Huy und Familie Capkin sind beide aus der Türkei gekommen, um in Deutschland als Gastarbeiter zu arbeiten. Bei der Familie Huy ist damals Shakir Huy als Vater der 1. Generation nach Deutschland gekommen. Bei Familie Capkin, ist es die Mutter Cemile Capkin, die als erstes nach Deutschland gekommen war. Beide Familien sind damals nach Salzgitter gekommen. Dabei haben sich unter der 2. Generation Aynur Huy und Vedat Capkin zusammen gefunden. Nachdem der Familiennachzug beider nach gekommen ist, haben sich die Folgegenerationen nach und nach dazu entschieden in Deutschland zu bleiben und ein Leben aufzubauen.
Links sieht man die dritte Generation Ahmet Capkin mit seiner Freundin Vanessa Reiß. Sie ist einer der Ersten, die es als Deutsche in die Familie gezogen hat. Des Weiteren hat Cemile Capkin einen Partner, welcher ukrainische Wurzeln hat. Erst in der dritten Generation werden Kulturen und Traditionen in der Familie ausgetauscht und mit einander geteilt.
Durch Anklicken des Familien-Stammbaumes können die einzelnen Personen entdeckt werde.
„Da hatten wir das erste Mal Schnee gesehen und gefühlt!“
„Nach der Arbeit habe ich mit meiner deutschen Kollegin gerne Volleyball gespielt, ich wollte mich fit halten.“
Gallerie: Erinnerungen aus Deutschland
„Wir haben oft auf Feiern zu türkischer Musik getanzt, alle zusammen.“
„Meine Familie war für mich immer das Wichtigste in meinem Leben.“